Wohnen im Alter: Alternative Wohnformen sind auf dem Vormarsch
WGs waren bislang eine Wohnform für Studenten. Doch die Zeiten ändern sich. Rund 500 Mehrgenerationenhäuser gibt es inzwischen in Deutschlands Städten, in denen Menschen aller Generationen zusammenleben und einander im Alltag helfen. Auch Senioren-Wohngemeinschaften erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
„Wer ist an einer Senioren WG interessiert? Bin 64 Jahre jung habe eine Katze!“, lautet der Text eines Inserats auf der Seite von „plusWGs“. Nicht erst, seit Prominente wie der ehemalige Bremer Oberbürgermeister Henning Scherf über ihre Wohngemeinschaft berichten, wächst der Mut, sich auf alternative Wohnprojekte einzulassen, bei den Senioren.
„Heute können viele mit 60 Jahren Bäume ausreißen“, so Scherf in einem Interview. Mitte 40 waren er und seine Frau erst, die Kinder bereits aus dem Haus, als das Paar darüber nachdachte, wie es im Alter leben möchte. „Wenig später haben wir zusammen mit Freunden dieses Haus in der Innenstadt intelligent umgebaut und unsere Hausgemeinschaft begonnen“, erzählt Scherf. Bis zu zehn Menschen aller Altersgruppen leben dort unter einem Dach zusammen.
Die heutige Generation „50+“, die sich allmählich über alternative Wohnformen Gedanken macht, entstammt den geburtenstarken Jahrgängen der 60er Jahre. Viele von ihnen haben in jüngeren Jahren bereits WG-Erfahrung gesammelt und wissen, worauf sie sich einlassen. Es wächst eine Generation aktiver Senioren heran, die noch lange nicht zum alten Eisen gehören und so lange wie möglich selbstbestimmt leben will. Das Altersheim ist für die meisten Menschen ein Schreckgespenst, dem man möglichst nicht begegnen möchte. Zudem hat, wer in Gesellschaft lebt, gute Chancen, bis ins hohe Alter geistig fit und beweglich zu bleiben.
Wer Partner für Wohngemeinschaften nicht im Bekannten- oder Freundeskreis findet, nutzt das Internet. Auf Portalen wie „Lebensfreude50.de“ kann man gezielt nach Gleichgesinnten suchen. Vereine wie „MuT“ planen generationsübergreifende WG-Projekte und mieten z.B. stillgelegte Bauernhäuser an, wo „Wohlfühlgruppen“ entstehen sollen, ein „tolerantes und tatkräftiges Miteinander“ mit viel Platz für separates und individuelles Wohnen, aber auch mit Gemeinschaftsräumen wie beispielsweise einer großen Wohnküche. Wichtig bei nachlassender Mobilität in zunehmendem Alter ist natürlich eine gute Anbindung an eine nahe gelegene Stadt mit Einkaufs- und Freizeitangeboten.
Selbstverständlich bieten Senioren-WGs aufgeschlossenen Zeitgenossen über die persönlichen Vorteile hinaus auch pragmatische Pluspunkte: Das Einmieten oder -kaufen in ein gemeinsames Wohnprojekt bringt beträchtliche Kostenersparnis – auch und nicht zuletzt, was die Pflege in fortgeschrittenem Alter betrifft. Je nach Wunsch und Bedürftigkeit kommt dann ein ambulanter Pflegedienst zum Einsatz. Aber auch eine 24h-Betreuung für alle WG-Mitglieder ist leichter finanzierbar.
Ein schöner Nebeneffekt: Die Angehörigen werden entlastet.
In Anbetracht der Überalterung der Gesellschaft sind derlei Initiativen bei der Bundesregierung gern gesehen und werden zudem gefördert. Denn aufgrund des demographischen Wandels müssten bis 2050 noch ca. 800.000 neue Pfegeplätze entstehen, was natürlich einen immensen Kostenfaktor darstellt.
Quellen: baumodelle-bmfsfj.de, stadtmarketing.eu, welt.de, neue-wohnformen.de, lebensfreude50.de, sozialplanung-senioren.de, bagso.de, deutsches-seniorenportal.de, pluswgs.de