Immobilienmarkt bleibt auf Kurs

Krise verstärkt Wunsch nach Eigenheim.

Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es einige Spekulationen darüber, ob die Krise das Ende des Immobilienbooms befördere. Doch die Nachfrage nach Immobilien ist nach dem Lockdown sogar gestiegen. Aktuellen Zahlen zufolge hat die Verunsicherung durch die Krise die Sehnsucht nach solidem Betongold verstärkt. Die eigenen vier Wände werden wichtiger denn je.

Eine aktuelle Umfrage von RE/MAX Germany unter 25 Top-Maklern des Immobiliennetzwerkes bestätigt die Ergebnisse weiterer Datenerhebungen und Verbraucherbefragungen. Zwei Drittel der Makler des Immobiliennetzwerkes beobachteten in den vergangenen Wochen ein vermehrtes Kaufinteresse. Nur jeder dritte Interessent reagiert abwartend, denn vielen potentiellen Käufern ist der (Arbeits-)Markt auch in Hinblick auf die künftige Entwicklung der Krise zu wenig vorhersehbar. 90 Prozent
dieser Gruppe wartetet auf fallende Preise. „Viele Käufer hoffen, dass die Preise für Eigentumsimmobilien in Zukunft sinken werden“, erklärt Kurt Friedl, CEO und Gesellschafter von RE/MAX Germany. Wir stellen allerdings, zumindest in
den Metropolregionen, fest, dass die Preise stabil sind und in Zukunft sogar noch steigen könnten.“

Dazu könnte auch das aktuell konstatierte Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage beitragen: 66 Prozent, also zwei Drittel der Kunden in den Dateien der RE/MAX Makler, sind akut kaufinteressiert. Auf Verkäuferseite zeigen aber nur 50 Prozent der registrierten Immobilieneigentümer ein verstärktes Verkaufsinteresse, die andere Hälfte verhält sich abwartend.

Die Nachfrage nach Wohnraum wird durch ein Phänomen verstärkt, das die Pandemie hervorgebracht hat: das Homeoffice. Viele Menschen möchten sich ihren Arbeitsbereich dauerhaft zu Hause einrichten. „Die Leute investieren deswegen zunehmend in die eigenen vier Wände“, erklärt Friedl. Hinzu kommt, dass viele Anleger das Vertrauen in Aktien verloren haben und die börsenunabhängige Investition in solide Sachwerte vorziehen. Friedl weist außerdem darauf hin, dass viele Käufer die
weiterhin extrem günstigen Kreditzinsen nutzen möchten. „Unser Geschäft hat nach den bundesweiten Lockerungen in den vergangenen Wochen deutlich an Dynamik gewonnen“, so sein Fazit.

Die Einschätzung, dass Immobilien trotz oder gerade wegen der Krise eine rentable Wertanlage bleiben, wird von weiteren Studien bestätigt. so sieht auch das Forschungsund Beratungsunternehmen F+B bislang keine Anzeichen für einen Rückgang der Angebotspreise. Dass sich kein Discount-Verhalten auf Verkäuferseite beobachten ließe, sei Ausdruck dafür, „dass die Anbieter offenbar keine Notwendigkeit sehen, mit verringerten Angebotspreisen die Kaufnachfrage zu stimulieren“, erklärt F+B Geschäftsführer Dr. Bernd Leute in einer Pressemitteilung.

Auch große Immobilienportale wie Immowelt melden eine erhöhte Nachfrage bei allen Immobilienarten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und massiv angestiegene Kontaktanfragen auf Immobilienangebote, bei Häusern sogar um 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Stand Mai 2020).

Das unverminderte Kaufinteresse bestätigt auch eine Umfrage der Wirtschaftswoche, die ergab, dass fast alle befragten Kreditinstitute sogar mehr Kredite vergaben als im RekordVorjahr 2019. Die Volksund Raiffeisenbanken verzeichneten im ersten Quartal 2020 das höchste Kreditwachstum seit 20 Jahren. Die Sparkassen offenbarten gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass im Lockdown-Monat April Kredite im Wert von 5,5 Milliarden Euro vergeben wurden. Das sind 12,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Allerdings wurde ein großer Teil der Kredite bereits vor der Krise ausgehandelt.

Doch auch jetzt sollten Investoren und Eigentümer keine Angst vor Investitionen haben, meint Michael Neumann, Vorstand der Capital AG: „Solange die Unsicherheit durch das Corona Virus bestehen bleibt, wird sich an der Zinssituation nichts ändern.“

Allen, die nach wie vor einen sicheren Arbeitsplatz haben, könnte die Pandemie also den Weg ins Eigenheim ebnen. Eigentümer, die jetzt ihre Immobilie verkaufen wollen, haben demnach gute Verkaufschancen, zumal die niedrigen Zinsen es Käufern ermöglichen, auch größere Summen zu finanzieren.

Fazit: Die Schockstarre ist vorüber und der deutsche Immobilienmarkt zeigt sich angesichts der Krise erstaunlich robust. Die Stimmung ist positiv, das belegt auch eine Umfrage des Immobilienverbands IVD unter 6.000 Maklern, Immobilienverwaltern, Sachverständigen und Projektentwicklern: Für das Gesamtjahr 2020 rechnen die Befragten sogar mit einer Preissteigerung um vier bis fünf Prozent. Es bleibt allerdings weiterhin abzuwarten, wie sich die finanziellen Einbußen der Haushalte durch die Kurzarbeit und die konjunkturelle Schwäche auf den Immobilienmarkt auswirken, der in der Regel langsamer auf Konjunkturschwankungen reagiert. Noch ist die Pandemie nicht überstanden, doch mit der Krise wächst die Sehnsucht nach dem eigenen Hafen.

Quellen: biallo.de, boerse-online.de, bundestag.de, haufe.com, immobilienwelt.de, sueddeutsche.de, wohnglueck.de

Über den Autor

Harry Mohr

Immobilienmakler (IHK)

Harry Mohr, Autor dieses Artikels

Harry Mohr

Immobilienmakler (IHK)

Harry Mohr ist Immobilienmakler und Inhaber des RE/MAX Immobilien Kontor. Als DEKRA-geprüfter Immobiliengutachter und Mitglied der RE/MAX Hall of Fame unterstützt er seine Kollegen und Mandanten in allen Bereichen der Immobilienvermarktung.